Anna Englers Tochter Frieda schrieb: „1935 haben wir Kinder in Kostümen Theater mit einem ernsten und einem heiteren Teil aufgeführt. Ein Mädchen spielte Noomi, ein anderes Ruth und ich die Orpa. [...] 1936 führten wir in unserer Wohnung wieder eine solche Veranstaltung durch. Das Drama hieß: `Daniel in der Löwengrube´ – Ich war einer der Satrapen.“ Mitten im Spiel drang die Gestapo gewaltsam in die Wohnung ein, nahm die Mutter mit und stellte sie vor Gericht. Bei ihrer Vernehmung gab Anna Engler zu, die Texte für die Kinderspiele selbst geschrieben zu haben.
Beide Mütter wurden Anfang 1935 und erneut im März 1936 zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Doch sobald sie wieder frei waren, organisierten sie erneut die Jugendgruppe.
Eine andere Mutter, Maria Kastner, die mit ihren beiden Kindern an der Veranstaltung 1935 teilgenommen hatte, erklärte bei ihrer Vernehmung, dass die Veranstaltung wochenlang vorher bekannt war und die Kinder ihre Rollen geübt hatten.
Auch Marlise, die älteste Tochter von Mathilde Lehnert, bestätigte bei ihrer Vernehmung, dass die Treffen der Kinder in der Wohnung ihrer Eltern oder bei Familie Engler stattgefunden hatten.
Alle Teilnehmer bzw. Zuschauer der Kinderdarbietungen wurden mit mindestens einem Monat Gefängnis bestraft. Anna Engler wurde insgesamt drei Mal zu Gefängnisstrafen verurteilt. Nach Verbüßung der letzten Gefängnisstrafe wurde sie ins KZ Lichtenburg eingeliefert.